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Gottesdienst feiern geht auch in der kleinsten Kirche

Patrozinium St. Anna 2023
Datum:
25. Juli 2023
Von:
Markus Koch

Gedenktag der Heiligen Anna in der Kapelle in Belgweiler gefeirt

Belgweiler      Sie gehört sicherlich zu den kleinsten Gotteshäusern im Hunsrück, die kleine St. Anna Kapelle in Belgweiler. Kaum größer als 15 Quadratmeter ist sie, nicht einmal das genaue Erbauungsjahr ist bekannt, sie wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut und dürfte mittlerweile 300 Jahre alt sein. Nach der örtlichen Überlieferung geht sie auf eine Stiftung zurück. Seit alters her gehörte sie zur Pfarrei Ravengiersburg. Von dort kamen einst auch die Eremiten, die im benachbarten Haus wohnten und die Kapelle liturgisch versorgten. Vermutet wird auch das das Haus mit Kapelle, der Witwensitz der Herzöge aus Simmern gewesen sein soll, als im Kloster noch die Augustinerchorherren wohnten. Die Herzöge sind, im ausgehenden Mittelalter, wohl die einzigen gewesen, die sich eine solche hervorgehobene Anlage hätten leisten können. Von Oppertshausen kommend ist sie direkt am Ortseingang in Belgweiler zu sehen. Dabei hing der Erhalt der Kapelle lange Zeit am seidenen Faden, mittlerweile ist sie wunderschön renoviert. Einmal im Jahr findet am Gedenktag der Heiligen Anna, der Großmutter Jesu eine Heilige Messe am 26. Juli statt, in diesem Jahr als Vorabendmesse vor dem eigentlichen Gedenktag.

Um die Jahrtausendwende stand der Verwaltungsrat der damaligen Pfarrei Ravengiersburg vor einer schwierigen Entscheidung. Macht es Sinn finanzielle Mittel in die Renovierung einer kleinen Filialkapelle zu stecken, die nur einmal im Jahr zum Patrozinium der Namensgeberin des kleinen Kirchleins genutzt wird, zu stecken? Zu groß war und ist die Belastung für die damalige sehr kleine Pfarrei Ravengiersburg den imposanten Hunsrückdom für die Nachwelt zu erhalten, zumal nur wenige Katholiken in dem überwiegend protestantischen Dorf wohnen. St. Anna in Belgweiler war damals in einem beklagenswerten Zustand. Im Inneren der unverputzten Schieferbruchsteinmauern klafften gewaltige Risse. Das gelagerte Getreide in dem unmittelbar angrenzenden Lagerraum der Kapelle drückte auf die Wände, so dass die Statik des Kapellenbaus gefährdet war. Der Hochaltar war notdürftig mit Stricken befestigt. Einmal hätte der Hochaltar beinahe sogar einen Priester während der Zelebration der Messe erschlagen, wussten die Gottesdienstbesucher zu berichten.

Letztendlich ist es alleine dem großen Engagement der Belgweiler Dorfbevölkerung zu verdanken, dass die Renovierung überhaupt möglich gemacht wurde. Ein Kultur- und Heimatverein (KuH Belgweiler e.V.) wurde gegründet. Benefiz-Theaterveranstaltungen und weitere Aktivitäten wurden durchgeführt, so dass das erforderliche Kapital zur Renovierung der Kapelle schnell erwirtschaftet wurde. Doch es mussten weitere bürokratische Hindernisse durch das hartnäckige Verhandlungsgeschick einer Initiative um Monika Haager aus Simmern bei der bischöflichen Baubehörde in Trier überwunden werden, damit die Wiederinstandsetzung der kleinen Kapelle angegangen werden konnte. Inzwischen strahlt St. Anna wieder im neuen Glanz.

Die Geschichte des Wunders von Belgweiler ist noch nicht zu Ende erzählt. Seid der Renovierung sorgen drei Familien dafür, dass das kleine Gotteshaus täglich für Besucher geöffnet wird, sie schauen nach dem Rechten, sorgen für Sauberkeit und Blumenschmuck. Seit 2019 ist St. Anna in Belgweiler auch Station für die Wanderer auf dem Kirchweg am Simmerbach. In einem Ordner der neben dem Hochaltar abgelegt ist, können sich die Besucher über den Zustand der Kapelle und die Wiederinstandssetzungsmaßnahmen informieren. 

Früher als Ravengiersburg noch einen eigenen Pfarrer hatte fand einmal im Monat ein Werktagsgottesdienst statt. Auch an den Bitttagen vor Christi Himmelfahrt wurde eine Messe gefeiert. Jetzt ist aber eine Messfeier nur noch am Patrozinium der Heiligen Anna am 26. Juli möglich, in diesem Jahr wurde sie als Vorabendmesse am Abend vorher gefeiert. Schnell waren die Plätze beim Festgottesdienst besetzt, aber durch gegenseitige Rücksichtnahme und indem man zusammenrückte, fanden die fast dreißig Gottesdienstbesucher im kleinen Kapellenraum Platz.

Pfarrer Thomas Schneider zelebrierte den Festgottesdienst und erzählte in seiner Predigt einiges über die Hintergründe der Annenverehrung. Anna und ihr Ehemann Joachim werden in der Bibel überhaupt nicht erwähnt, lediglich im Protoevangelium des Jakobus, einer Schrift, die nicht in die Bibel aufgenommen wurde, erwähnt die Großeltern Jesu. Beide haben einen langersehnten Kinderwunsch, bis ein Engel die Geburt Mariens ankündigt. Ähnlichkeiten zur Weihnachtsgeschichte, aber auch zu anderen biblischen Geschichten wie bei Abraham und Sarah, den Eltern von Isaak oder Hannah der Mutter des Samuels im Alten Testament sind beabsichtigt. Während in der Ostkirchlichen Tradition die Figur der Heiligen Anna sehr populär ist, ist sie in Deutschland nicht so sehr bekannt. Eine Reliquie des Schädels der Oma von Jesu wird in Düren in Nordrhein-Westfalen verehrt. Dort findet momentan auch eine neuntägige Kirmes zu Ehren der Heiligen Anna statt. Ein Bildnis in der die Heilige Anna ihrer Tochter Maria das Lesen beibringt ist im Hochaltar der Kapelle in Belgweiler zu finden. Es ist eine Gemäldekopie des spanischen Malers Esteban Murillo: 

Nach dem Gottesdienst verweilten die Besucher noch bei Gebäck und Getränken auf dem Dorfplatz. Pfarrer Thomas Schneider zeigte sich begeistert über das große Engagement zum Erhalt der kleinsten Kirche in der Pfarrei Simmern-Rheinböllen St. Lydia:

„Dass die Wiederinstandsetzung von St. Anna in Belgweiler möglich wurde, zeigt die immer noch hohe Identifikation der Menschen mit ihrer Kapelle. Für sie ist es ein Symbol für Heimat. Für uns als Verantwortliche ist es ein Auftrag immer für Diskussionen und Gespräche offen zu sein, die Menschen vor Ort zu unterstützen und ich würde es begrüßen, wenn weitere innovative Ideen zur Nutzung der Kapelle über das Feiern einer Messe hier entstehen könnten, gerne auch in ökumenischer Verbundenheit, wie wir es auch schon von anderen Dörfern aus unserer jetzt sehr großen Pfarrei schon erfahren haben.“