Begegnung ermöglichen nach Gottesdiensten
Liebe Mitchristen,
wir als Pfarrgemeinderat wurden von einem lokalen Team unserer Pfarrei angefragt, ob es möglich sei im hinteren Bereich der Kirche vor Ort eine Begegnungsmöglichkeit zu schaffen.
Hier sollen auch Essen und Getränke gereicht werden können, um eine Atmosphäre des Willkommens sein zu schaffen und um Begegnungen und Gespräche zu ermöglichen.
Wir begrüßen diesen Antrag und stehen diesem Anliegen positiv gegenüber.
Die Erfahrung zeigt an vielen anderen Orten und Veranstaltungen, wo dies schon praktiziert wird, dass viele darüber begeistert sind.
Einige sind vielleicht unsicher, ob man so etwas überhaupt darf, andere wiederum lehnen dies sogar vehement ab. Solche Reaktionen sind sicherlich verständlich.
Wir sind uns deshalb auch bewusst, dass solch eine Praxis auch gut kommuniziert sein muss.
„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“
– ausgehend von diesem Wort Martin Bubers sehen wir in der Begegnung eine zentrale Kategorie katechetischen Handelns. In einer Begegnung treffen zwei Welten aufeinander, stehen sich gegenüber, nähern sich an und entfernen sich vielleicht wieder. Begegnung hat etwas Unverfügbares und ist ein geschenkhaftes Ereignis.
Sicherlich bieten sich dazu Pfarrheime oder kommunale Gemeindehäuser an. Die Erfahrung zeigt aber oft, dass ein räumlicher Wechsel zu einem Bruch der Veranstaltung führt. Viele fahren, wenn sie die Kirche verlassen, nach Hause.
Bedenken, dass bei solchen Begegnungen die Heiligkeit eines Kirchenraumes verletzt wird, wenn hierzu auch eventuelle Getränke oder etwas zu Essen gereicht wird, wird nicht gesehen.
Und als sie Gott geschaut hatten, aßen und tranken sie.
(Exodus 24,11b)
Essen und Trinken, Brot und Wein, gelten als Gabe Gottes, als unverfügbares Geschenk wie das Leben selbst. Zu essen und zu trinken dient der Lebenserhaltung, ist Freude und Glück und macht die Liebe Gottes zu seiner Schöpfung erfahrbar. Essen und Trinken verbinden Menschen miteinander. Für den, der glaubt, ist diese Verbundenheit auch die mit dem, der die Nahrung gibt. Essen und Trinken werden so zur Möglichkeit, Gemeinschaft mit Gott zu erfahren. Davon zeugen die Bilder vom göttlichen Gastmahl. Mit ihnen wird die inkludierende Macht des universalen Bedürfnisses nach Nahrung deutlich. So können Essen und Trinken auch zum universalen Heil im Reich Gottes werden.
Wir haben mit der Heiligen Lydia auch bewusst eine Frau aus der urchristlichen Gemeinde zur Patronin unserer Pfarrei Simmern-Rheinböllen St. Lydia gewählt. An ihrem Beispiel wird unser Handeln deutlich. Zu ihrer Zeit gab es in Philippi keine Synagoge, die Begegnung von ihr mit Paulus war an einem Fluss. Sie, die erste getaufte Christin auf unserem europäischen Kontinent nahm später Paulus und Silas in ihrem Haus als ihre Gäste auf. Dort, wo sie mit ihrem Bediensteten lebte, feierten sie Gottesdienste, sprachen über die Frohe Botschaft und teilten alles was sie hatten. Hätte es dieses Ereignis nicht gegeben, wer weiß, ob unser Kontinent jemals christianisiert worden wäre.
Wir hoffen, dass sie den Beschluss des Pfarrgemeinderates mittragen. Wir und auch das Seelsorgeteam stehen Ihnen jederzeit für Kritik, Lob und Fragen dazu gerne zur Verfügung.
Markus Koch
PGR-Vorsitzender Pfarrei St. Lydia