Zwischen Trauer und Jazz – Ökumenischer Gottesdienst in Biebern
Musik von der New-Orleans-Band "All that Jazz" und Gedanken von Bernd Bazin
Trauer ist etwas zutiefst Persönliches. Doch zugleich trauern wir zumeist in einem von unserer Kultur vorgegebenen Rahmen. Deshalb wissen wir, was in einer Trauerfeier zu erwarten ist, wie die Stimmung zu sein hat, was angemessen ist und was nicht. In anderen Kulturen wird jedoch anders getrauert. Im Mittelmeerraum gibt es eine eigene Kultur rund um Verlust und Abschied und eine wiederum andere in der vom Jazz geprägten, US-amerikanischen Stadt New Orleans.
Die Band „All that Jazz“ bringt uns die Tradition, der in Jazzmusik gegossenen Trauer und Melancholie einerseits und der Feier des Lebens andererseits, nahe. Getragen, traurig und klagend beginnen die Stücke, die von der Band, die den Trauerzug begleitet, gespielt werden. Der Trauerzug bewegt sich vom Haus der / des Verstorbenen zunächst zur Kirche und von dort zum Friedhof, wo die betrauerte Person beigesetzt wird. Danach werden die Lieder schneller und freudiger. Immer noch geht es um Trauer, doch trauernd wird das Leben des Verstorbenen gefeiert, und die Lebenden freuen sich ihres Lebens. Alle, auch Passanten, sind eingeladen sich dem ausgelassenen Trauerzug anzuschließen, wenn sie sich angemessen verhalten.
Wer nicht unmittelbar trauert schließt sich in der Second Line, d. h. dezent im Hintergrund, an. So können selbst Touristen teilnehmen. Die Musik aus der „Wiege des Jazz“, die zugleich voller Schwermut und Lebensfreude ist, lässt uns anders auf unser Leben und die Vergänglichkeit schauen, auf das Schmerzliche und das Schöne. Sie umhüllt uns mit den Harmonien des Blues und schenkt uns einen musikalischen Ausblick auf das himmlische Jerusalem, das wir eher hören als sehen können.