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Gründungsfest von St. Lydia gefeiert

Gründungsfest 1
Datum:
14. Jan. 2023
Von:
Markus Koch

Sechs Gemeinden fusionierten zum 01. Januar 2023

Sechs Gemeinden fusionierten zum 01. Januar 2023

Simmern     Wie stellt man sich einen Gründungsgottesdienst in einer katholischen Kirche vor? Meist so, dass viele geweihte Würdenträger sich um den Altar versammeln um die Messe zu zelebrieren! Ein Kirchenchor gestaltet den Gottesdienst stimmgewaltig mit alten Chorälen musikalisch mit. Die geladenen Vertreter der Ökumene sitzen brav, wie viele Gläubige in den Kirchenbänken und feiern den Festgottesdienst passiv mit. Beim Gründungsgottesdienst der Pfarrei Simmern-Rheinböllen St. Lydia jedoch, war vieles anders. Zum 01. Januar haben sich die Pfarreien der Pfarreiengemeinschaften Simmern (mit Biebern und Ravengiersburg) und der Pfarreiengemeinschaft Rheinböllen (mit Rayerschied und Schnorbach) zu einer großen Pfarrei St. Lydia zusammengeschlossen. Mit über 8000 Katholiken aus über 40 Orten ist das Gebiet nahezu deckungsgleich mit der Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen. Mit der Pfarrpatronin der Heiligen Lydia hatte man bereits im Vorfeld die erste christliche Europäerin ausgewählt, die die damalige Gemeinde in Philippi geleitet hat. Die neue fusionierte Pfarrei ist die einzige katholische Gemeinde in Deutschland, die unter dem Patrozinium der Heiligen Lydia firmiert.

Zu Beginn begrüßte der neu ernannte Dekan des Pastoralen Raumes Simmern Pfarrer Lutz Schultz die Gläubigen der voll besetzten Kirche St. Josef in Simmern. Herzlich begrüßt wurden auch die Ehrengäste, besonders Verbandsbürgermeister Michael Boos, Stadtbürgermeister Dr. Andreas Nikolay aus Simmern und den ersten Beigeordneten von Rheinböllen Bernd Raab, der die Stadtbürgermeisterin Bernadette Jourdant vertrat. Ganz besonders Willkommen geheißen wurde in Vertretung des Superintendenten des evangelischen Kirchenkreises Simmern-Trarbach Markus Risch Pfarrer Christian Hartung. Die örtlichen Vertreter der Ökumene Pfarrer Wolfgang Jöst (evangelische Kirchengemeinde Rheinböllen-Dichtelbach) und Pastor Michael Lauff (freie evangelische Gemeinde Simmern) gestalteten den Gottesdienst am Altar mit. Die bisherige Pfarreienratsvorsitzende Birgit Bai aus Simmern verlas zu Beginn das Gründungsdekret der neuen Pfarrei von Bischof Dr. Stephan Ackermann. Ergänzt wurde das Dekret durch den Hinweis, dass der Pfarrgemeinderat von St. Lydia an der Leitung der neuen Gemeinde mitwirkt. Musikalisch Schwungvoll mit vielen modernen Liedern wurde der Gottesdienst vom Singkreis Simmern unter der Leitung von Andrea Jansen, der Musikband Inspiration und dem Organisten Bernd Loch, mitgestaltet.

Als Lektorin fungierte Myriam Hensel, die eine Stelle aus dem Buch des Propheten Jesaja vortrug, der als Grundlage für die Predigt gewählt wurde. Hierin heißt es: „Daran denkt ihr, daran klammert ihr euch. Aber blickt doch nicht immer zurück! ich schaffe etwas Neues. Es kündigt sich schon an, merkt ihr es denn nicht? Ich werde eine Straße durch die Wüste legen; und ich lasse dort Ströme fließen.“ Diese Predigt jedoch wurde nicht durch einen Priester vorgetragen, sondern in Form einer Trialogpredigt von zwei Ehrenamtlichen und einer Hauptamtlichen gehalten. In diesem Trialog wirkte Gemeindereferentin Daria Thoi, der neu gewählte Pfarrgemeinderatsvorsitzende  Markus Koch aus Rayerschied, sowie seine Stellvertreterin Bettina Klöckner aus Fronhofen,mit. Die Idee, das sogenannte Laien predigen sollten, hatte Pfarrer Thomas Schneider: „Wir wollen deutlich machen, dass in Zukunft nicht nur Pfarrer und Hauptamtliche das Gemeindeleben gestalten, sondern dass wir alle Kirche sind und jeder mit seinen Begabungen und Talenten sich einbringen kann und soll.“ Intensiv hatte sich die Dreiergruppe im Vorfeld des Gottesdienstes Gedanken gemacht über den Inhalt der Trialog-Predigt. Insbesondere die Frage einer Journalistin, was sich die neue Pfarrei St. Lydia auf ihre Fahnen geschrieben hatte, beschäftigte Gemeindereferentin Daria Thoi: „Es ist eine Frage nach Aufgabenfeldern, Profil, Neuorientierung und Identitätsfindung. Mit diesen Fragen stehen wir natürlich noch am Anfang, vieles wird sich in Zukunft noch entwickeln.“  Bettina Klöckner fügt hinzu: „Das war schon immer so, ist eine Aussage, die man oft hört, um Veränderungsprozesse nicht einleiten zu wollen. Wir haben uns über verschiedene Themen Gedanken gemacht und dabei auch betrachtet, wie es damals war bei der urchristlichen Gemeinde von Philippi, die unsere Pfarrpatronin die Heilige Lydia geleitet hat und dabei festgestellt, dass ihr Leben uns wertvolle Impulse geben kann für unser Gemeindeleben.“  „Wenn wir in Gesprächen mit Mitgliedern unserer Gemeinde sind, stellen wir viel Resignation fest. Dabei gibt es viele Hoffnungszeichen, insbesondere in den lokalen Teams, die mit viel Kreativität und Engagement tolle Angebote vor Ort entwickelt haben, das wollten wir mit dem Trialog rüberbringen“, so Markus Koch.

So wurde die Predigt von drei Betrachtungsweisen gestaltet, nämlich aus der Figur der Heiligen Lydia, einer resignierenden Stimme, sowie aus der Hoffnungsperspektive. Sechs große Themenfelder wurden in dieser Predigt angesprochen, nämlich die Schlagworte Gemeinschaft, Sinnsuche, Eigenverantwortung, Gleichberechtigung, Willkommenskultur und Ökumene. Schlagworte, die zur Veranschaulichung von den Messdienern aus allen beteiligten Pfarreien hochgehalten und anschließend an eine Pinnwand befestigt wurden. Im Schlussfazit lud Gemeindereferentin Daria Thoi die Gläubigen dazu ein, gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie die Gedanken zu den Schlagwörtern konkret im Gemeindeleben gestaltet werden können: „Veränderungen können nur durch unser Handeln geschehen. Aber Gott hilft uns dabei, darauf können wir vertrauen“, so Daria Thoi.  Die Predigt kam bei den Gläubigen gut an: „Ich fand den Trialog sehr gut. Kritisch, aber positiv, die Probleme in unserer Kirche wurden angesprochen, aber man soll sich nicht davon abhalten lassen, neue Ideen einzubringen und das Gute, was immer noch bei uns ist, nicht verschweigen. Das war in diesem Trialog sehr gelungen“, so Martin Müller aus Dickenschied.

Fortgesetzt wurde der Gottesdienst mit den Fürbitten, die nicht nur von Gemeindemitgliedern aller sechs beteiligten ehemaligen Pfarreien vorgetragen wurde, sondern auch Pastor Michael Lauff von der Freien Evangelischen Gemeinde Simmern, formulierte eine Fürbitte für die ökumenischen Beziehungen. Ebenso trug Pfarrer Wolfgang Jöst von der Evangelischen Kirchengemeinde Rheinböllen-Dichtelbach ein Friedensgebet vor.

Am Schluss gab es noch zwei Grußworte. So übermittelte Verbandsbürgermeister Michael Boos die besten Wünsche: „Eine Fusion ist immer mit viel Ängsten verbunden. Wir haben vor wenigen Jahren ebenfalls unsere beiden Verbandsgemeinden Simmern und Rheinböllen fusioniert und können jetzt resümieren, dass dies eine gute Entscheidung war. Gemeinsam können wir die Zukunft besser gestalten und dass wünsche ich auch der neuen Pfarrei St. Lydia.“ Auch Pfarrer Christian Hartung, überbrachte in Vertretung des verhinderten Superintendenten Markus Risch, die besten Wünsche. Er nahm dabei Bezug auf den Jesaja Text und der Trialog-Predigt: „Etwas gestalten und aufbauen wollen ist immer sehr schwer, wenn man Geschichte, Erfahrungen und Erinnerungen hat. Aber ich bin da sehr zuversichtlich, dass es euch gelingen wird, denn ich habe vieles Hoffnungsvolles heute im Gottesdienst gehört.

Zum Schluss bedankte sich Pfarrer Lutz Schultz bei allen Beteiligten, die zum Gelingen dieses Gottesdienstes beigetragen haben. Die Veranstaltung fand ihre Fortsetzung im gemütlichen Teil in der Familienbildungsstätte. Mit dem Schlusslied „Großer Gott wir loben Dich“, endete der Gründungsgottesdienst der Pfarrei Simmern-Rheinböllen St. Lydia.

Bildergalerie Gründungsfest Pfarrei St. Lydia

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