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Liebe ist Gottes beste Erfindung

Gottesdienst Valentinstag 1
Datum:
15. Feb. 2023
Von:
Markus Koch

ökumenischer Regenbogengottesdienst in der evangelischen Kirche in Ohlweiler

Ohlweiler       Fußball-Weltmeisterschaft in Katar- vor dem ersten Spiel der Deutschen Nationalmannschaft bestimmte ein Thema die Nachrichtenlandschaft besonders; das Tragen der One-Love-Binde um ein Zeichen zu setzen gegen Ausgrenzung von LGBTQ+ Menschen, besonders im Ausrichterland Katar. Was hingegen bei dieser Diskussion wenig zur Sprache kam, dass wir hier in Deutschland einen langen Weg einer gesellschaftlichen Diskussion hinter uns haben, um diesen Menschen mehr Rechte und Wertschätzung entgegenzubringen. Erst 1994 wurde der § 175 STGB bezüglich sexueller Handlungen männlicher Personen abgeschafft. 2001 war eine eingetragene Lebenspartnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare möglich und im Jahre 2017 konnten sie dann auch offiziell heiraten.

Auch in der Kirche wurden diese Menschen lange ausgegrenzt, man berief sich auf die Schöpfungsordnung, dass eine Partnerschaft nur zwischen Mann und Frau Gottgewollt ist. Inzwischen hat hier auch ein Umdenken stattgefunden; erst kürzlich muss kein Arbeitnehmer des Bistums Trier eine Entlassung fürchten, wenn er in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung leben möchte. Zum zweiten Mal gab es einen ökumenischen Regenbogengottesdienst zum Valentinstag in der evangelischen Kirche in Ohlweiler, zu der der Arbeitskreis „Liebe verbindet“ eingeladen hatte:

„Wir stehen alle unter Gottes Segen. Die Vielfalt des Lebens und Liebesgeschichten ist ein Reichtum, auch in der Kirche. Deshalb sind alle eingeladen. Ehepaare, Freundespaare und gleichgeschlechtliche Paare“,

so hieß es in der Einladung im Pfarrbrief der katholischen Pfarrei Simmern-Rheinböllen St. Lydia.  

Dieser Arbeitskreis besteht zurzeit aus vier Mitgliedern. Von Evangelischer Seite arbeiten die Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde 10 Türme Ortrun Hillebrandt und Prädikantin Serena Hillebrandt, von katholischer Seite wirken in diesem Arbeitskreis Pfarrer Lutz Schultz von der Pfarrei Simmern-Rheinböllen St. Lydia, sowie Pastoralreferentin Lisa Lorsbach mit: „Gerne können aber weitere Interessierte dazustoßen, insbesondere würden wir uns sehr darüber freuen, wenn Menschen mitmachen wollen, die sich in der Vergangenheit wegen ihrer Partnerschaftswahl ausgegrenzt gefühlt haben. Ihre Sichtweise würde sicherlich unseren Arbeitskreis sehr bereichern“, so Pfarrer Lutz Schultz.

Eine Aufgabe dieses Arbeitskreises ist die Gestaltung eines Gottesdienstes für Paare am 14. Februar, dem Valentinstag. Dieser Gottesdienst wurde 2022 erstmals zusammen gefeiert. Die Zweitauflage in diesem Jahr stand unter dem Titel „Du siehst mich“. Die musikalische Gestaltung übernahm der Singkreis Simmern unter der Leitung von Andrea Jansen.

In seiner Begrüßung machte Schultz deutlich, dass das Du im Motto „Du siehst mich“, sowohl für Gott als auch für den Partner steht: „Es ist eine Sehnsucht, nach Glück und Liebe. Wenn wir einander zu Getan sind, ist Gott unter uns. Deshalb sind alle willkommen. So dürfen wir Kirche sein, so dürfen wir vor Gott sein.“

Nach dem Kyriegebet, gesprochen von Pastoralreferentin Lisa Lorsbach lud Prädikantin Serena Hillebrandt die Gottesdienstteilnehmer zu einem Zwiegespräch untereinander ein um über folgende Impulse ins Gespräch zu kommen:

  • Dich anzusehen, ist für mich…
  • Sieh doch mal! - Worüber staunst du?
  • Anerkennung bedeutet für mich…
  • Oha! - Dat hätte ich fast übersehen
  • Das würde ich gerne mal mit dir zusammen sehen: …
  • „Liebe macht blind.“ Stimmt/stimmt nicht?
  • Darin bist du spitze. Hab´ich genau gesehen: …

In ihrer Predigt bezog sich Serena Hillebrandt auf die Geschichte der Hagar, der zweiten Frau Abrahams. Da die erste Frau Sarah kein Kind bekam, sollte der Stammhalter von Abraham von der Hagar geboren werden. Sarah verachtete Hagar, die sich nach Anerkennung sehnte. Serena Hillebrandt zog zu dieser biblischen Erzählung eine Analogie zu einer fiktiven Figur, dem schwulen Justus. Auch er sehnte sich nach Anerkennung und ärgerte sich, dass er sie nicht bekam, den Anerkennung ist Grundvoraussetzung, die man zur Findung der eigenen Identität benötigt. In der Bibel wurde erzählt, dass Hagar flüchtete und schließlich an einem Brunnen einem Engel begegnete. Ihr wurde prophezeit, dass sie einen Sohn gebären würde, der zu einem Stammvater vieler Völker werden würde. Ihn soll sie Ismael nennen, was übersetzt „Gott hat dich erhört“ heißt: „Gott sieht mich- Du bist ein Gott, der mich sieht! Können Menschen sich anerkennen, oder bringt das nur Gott fertig?  Dafür ist eines vor allem wichtig – Die Liebe, sie ist Gottes beste Erfindung“, so das Fazit von Serena Hillebrandt.

Nach den Fürbitten gesprochen von Lisa Lorsbach, spendeten Pfarrerin Ortrun Hillebrandt und Lutz Schultz, jedem Gottesdienstbesucher, ob als Paar oder einzeln durch Handauflegung den Segen. Auch einige gleichgeschlechtliche Paare wurden so gesegnet, am Schluss empfingen das Pfarrerinnenehepaar Ortrun und Serena Hillebrandt von Pfarrer Lutz Schultz ebenfalls den Segen.

Am Schluss dieses besonderen Gottesdienstes intonierte der Singkreis den alten Beatles-Klassikers All you need is love. Besonders, weil dieser Gottesdienst eine Botschaft vermittelte die im Refrain „Segen für alle!“ zum Ausdruck kam:

„Segen für alle, den Gott auch dir gibt, egal wen du liebst und was auch geschieht. Segen für alle! So ruft es hinaus. Gott liebt jeden Menschen und schließt nicht aus.

Mehr Informationen zum Arbeitskreis „Liebe verbindet“ gibt es bei Pfarrerin Ortrun Hillebrandt unter 06766 / 9 88 98 33 ortrun.hillebrand(at)ekir.de, sowie bei ihrem katholischen Amtskollegen Lutz Schultz unter 06761/967537-0 lutz.schultz@bgv-trier.de

Bildergalerie Valentinstagsgottesdienst "Liebe verbindet"

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