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Rahmenleitbild für die Pfarrei und den Pastoralen Raum

  1. In ihrem Abschlussdokument „heraus gerufen. Schritte in die Zukunft wagen“ hat die Diözesansynode 2013–2016 für das Bistum Trier das Leitbild einer diakonisch - missionarischen Kirche entwickelt. Sie hat damit zum einen eine Vision beschrieben, zugleich aber auch einen Auftrag für die Ortskirche von Trier formuliert. Das vorliegende Rahmenleitbild soll allen, die in den zu einem Pastoralen Raum zusammengeschlossenen Pfarreien leben und wirken, helfen, diese Vision und diesen Auftrag konkret werden zu lassen.
  2. Immer wieder müssen wir uns fragen: Wozu sind wir Kirche? Bisherige Antworten passen nicht mehr; die Lebenswirklichkeiten der Menschen haben sich radikal verändert. Deshalb braucht es eine pastorale Umkehr in den Pfarreien, die sich mutig und radikal – im Sinne von „bis an die Wurzel (lat.: radix) gehend“ – neu ausrichten: Zum einen an der Wurzel, die Jesus Christus ist, zum anderen an den Lebenswirklichkeiten der Menschen. Die Zukunft der Trierer Kirche liegt in den Händen der Frauen und Männer, die vor Ort ihr Christsein leben und Kirche gestalten. Das Rahmenleitbild zeigt die synodalen Rahmenbedingungen für dieses Handeln auf. Es ermutigt und hilft, die Spannung zwischen Freiheit und Verbindlichkeit, zwischen Verlässlichkeit und Flexibilität zu gestalten. Das Rahmenleitbild beschreibt den Weg, eine diakonisch-missionarische Kirche zu werden. Es stellt immer wieder Fragen, die die Menschen in Gruppen, in Teams, an jedem Ort von Kirche miteinander diskutieren können und sollen.
  3. Dabei nimmt es drei Ebenen in den Blick: Auf einer ersten Ebene, dem „synodalen Rahmen“ beschreibt es sieben Leitsätze, die unser kirchliches Handeln geistlich und inhaltlich prägen. Diese Leitsätze sind bewusst in der Wir-Form beschrieben. Das „Wir“ will motivieren und zur Identifikation mit den Inhalten beitragen. 
    Die zweite Ebene „Die Pastoral vor Ort entwickeln“ blickt auf den Pastoralen Raum und die Pfarreien in ihrer Ausgestaltung als Netzwerke mit vielfältigen Orten von Kirche. Gleichzeitig geht es darum, wie in diesem Rahmen Pastoral anders gestaltet werden kann.
    Auf einer dritten Ebene ist beschrieben, wie im Pastoralen Raum und in den Pfarreien die wertvolle Arbeit, die bisher schon geleistet wird, in der Neuausrichtung der Pastoral nach der Synode reflektiert und weiterentwickelt werden kann.
  4. Die anstehenden Veränderungen haben auch schwere Seiten. Sie werden manchen Abschied mit sich bringen. Zugleich zeigt das Rahmenleitbild, wie wir in die Zukunft gehen können – in der Haltung gegenseitigen Wohlwollens und in der Gewissheit, von Jesus Christus und seiner Verheißung des Reiches Gottes getragen zu sein.

Leitsatz 1: Wir lassen uns von der Verheißung des Reiches Gottes leiten

(6) Wir leben inmitten einer Gesellschaft, in der die Kirche deutlich spürbar an Bedeutung verliert. Angesichts vieler Skandale und großer Fehler innerhalb der Kirche können wir die Menschen verstehen, die enttäuscht sind und Vertrauen verloren haben. Zu lange hat die Kirche – auch im Bistum Trier – sich mehr mit sich selbst beschäftigt, statt sich zu fragen: Wozu sind wir Kirche? Dabei sind wir davon überzeugt, „dass die Kirche nicht aus sich selbst lebt, sondern daraus, dass Gott selbst sich uns in Jesus Christus mitteilt und diese Mitteilung konkretisiert in seiner Botschaft, in konkreten Feiern, Zeichen und Personen. Die Kirche ist nicht von Menschen ausgedacht, sondern entspringt der Initiative Gottes. Sie geht immer unserem Tun voraus.“[1] Darum ruft die Synode „die Kirche im Bistum Trier heraus, sich in all ihrem Tun von der Verheißung des Reiches Gottes leiten zu lassen“.

Auch heute gilt ja Gottes Zusage, dass sein Reich wächst und in dieser Welt immer mehr Wirklichkeit wird.

(7) Die Bibel spricht vom Reich Gottes in Bildern und Gleichnissen. Es sind Bilder von Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit, von abgewischten Tränen und von Versöhnung. In Jesus Christus ist Gottes Reich unwiderruflich angebrochen; es findet sich mitten in unserer Lebenswelt. Jesus Christus selbst sagt: „Siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (Lk 17,21)

(8) Jesu Weg war nach menschlichem Verständnis keine Erfolgsgeschichte, sondern eine Leidensgeschichte. Durch das Leiden hindurch hat Jesus den Tod besiegt. So wurde seine Auferstehung zur Hoffnung für die Jüngerinnen und Jünger damals wie für uns heute. Darum sind wir solidarisch mit den Menschen in unseren Lebensräumen, die individuell oder strukturell unter unheilvollen Zuständen leiden. Wir unterstützen alle, die sich für gerechte Lösungen einsetzen. Dabei lassen wir uns vom Vorbild und Beispiel Jesu leiten.

(9) Die Hoffnung auf das Gottesreich befreit und macht lebendig. In uns lebt und wirkt der Geist Gottes. In dieser Kraft und verbunden mit Jesus Christus können wir diese Welt verändern und Rede und Antwort stehen, wenn uns jemand nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15).

(10) Die Synode fordert uns dazu auf, in allem glaubwürdig zu sein. Darum müssen wir uns fragen: „Sind wir, was wir im Zeugnis unserer Hoffnung bekennen?“ Diese Frage richtet uns neu aus an Jesus Christus und seiner Frohen Botschaft und an der Lebenswirklichkeit der Menschen. Papst Franziskus sagt: „Wir sind nie genügend auf Gott ausgerichtet und müssen ihm ständig unseren Geist und unser Herz zuwenden.“

(11) Daher fragen wir uns:

  • Was bedeutet die Verheißung des Reiches Gottes für uns selbst, für Gemeinschaften, für die Pfarrei, für den Pastoralen Raum und für die Gesellschaft? Wie können wir uns je neu vergewissern? Von welcher Hoffnung lassen wir uns leiten?
  • Inwiefern stellen wir die Menschen mit ihren Fragen, Brüchen und Herausforderungen, mit ihrer Sehnsucht und Freude in den Mittelpunkt unseres Handelns?
  • Wie können Orte der Begegnung aussehen, an denen auch Fragen und Zweifel ihren Platz haben?
  • Von wem oder was lassen wir uns unterbrechen, damit wir uns immer wieder neu an Jesus Christus und seinem Evangelium ausrichten können? Persönlich und in Gemeinschaft? In verschiedenen Formen – zum Beispiel im Gebet, in der Stille, im Teilen der Heiligen Schrift, im Austausch?

Leitsatz 2 Wir gehen zu den Menschen und sind missionarisch-diakonisch Kirche

(12) „In der Kirche geht es um Gott und um sein Reich, und deshalb um die Menschen – um jeden einzelnen Menschen genauso wie um die Einheit der ganzen Menschheitsfamilie.“ Darum ermutigt die Synode, „sich grundlegend neu auszurichten und in allen kirchlichen Vollzügen diakonisch-missionarisch in die Welt hinein zu wirken“. Dies ist die grundlegende Kernbotschaft der Synode. Die Begriffe „diakonisch“ und „missionarisch“ klingen vielen fremd.

(13) „Diakonisch“ fragt die Kirche: Hier vor Ort, ganz konkret? Persönlich? Kulturell? Politisch? 

  • Welche Fragen treiben sie und ihn um?
  • Wie entdecken wir diese Fragen?
  • Wie können wir mit den Menschen und angesichts ihrer Fragen zu einem heilvollen Handeln kommen? Benachteiligte, Schwache, Arme?
  • Wie können wir ihnen begegnen, zuhören und was können wir mit ihnen zusammen tun? „Zusammen mit allen Menschen guten Willens arbeitet die Ortskirche von Trier mit an der Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen vor Ort [...].

    Als verbindendes Handlungsprinzip [...] wird das Konzept der Sozialraumorientierung zugrunde gelegt.“ Wir wollen also präsent sein, wo Menschen um ihre Würde ringen, wo Menschen Not leiden – sei es durch persönliche Lebenskrisen oder durch ungerechte Verhältnisse in unserer Gesellschaft.


(14) „Missionarisch“ fragt die Kirche:

  • Wie gehen wir zu den Menschen und leben mit ihnen  mitten in der Welt das Evangelium?
  • Wo wirft das Evangelium ein Licht auf das Leben der Menschen?
  • Wie fördern wir Begegnung? wagen? Wo sehen wir Grenzen?
  • Wie gehen wir über bisherige Grenzen hinaus? Welche neuen Wege wollen wir gehen? „Die Kirche hat Anteil an der Sendung Jesu. Jesu Mission ist ihre Mission.“

(15) Als diakonisch-missionarische Kirche lassen wir uns berühren und verändern durch die Begegnung mit den anderen. Wir sind lernbereit. Wir hoffen, dass Menschen, die uns begegnen, erfahren: Der Glaube ist lebensdienlich. Christen haben inspirierende Ideen für das Zusammenleben hier vor Ort. Sie sind auf mich zugekommen, sie haben Wege eröffnet, mich den Glauben neu verstehen zu lassen. Eine diakonisch-missionarisch ausgerichtete Pastoral versteht sich deutlicher als bisher nicht vom Inneren der Kirche her. Sie blickt mehr nach außen und an die Ränder. Wir erkennen damit neu an, von welcher Sendung wir geprägt sind. Es geht uns mehr um die Frage, wozu wir da sind, als darum, wer oder was wir sind. Das bedeutet: In allem, was wir als Kirche tun, wie wir Gottesdienste feiern, wie wir Gemeinschaft leben, wie wir vom Glauben erzählen, wollen wir diakonisch-missionarisch sein.

(16) Dies hat unter dem Blickwinkel von drei Formen kirchlicher Präsenz zu erfolgen.

Leitsatz 3: Wir denken vom Einzelnen her

(17) Wir glauben an Gottes Gegenwart in jedem Menschen. Der erste Perspektivwechsel der Synode „Vom Einzelnen her denken“ fordert uns auf, den Menschen in der eigenen Lebenswirklichkeit, mit den eigenen Grundfragen wahrzunehmen und aufzusuchen. Wir wollen eine „fragende, sich interessierende, sich solidarisierende und eine zugewandte Kirche“ sein. Durch unsere Zuwendung zu jedem Menschen wird Gottes Gegenwart erfahrbar. Dadurch getragen können wir selbst die Frohe Botschaft neu entdecken.

  • Was gibt heute Hoffnung?
  • Was verhilft den Einzelnen zu mehr Lebensqualität?

(18) „Vom Einzelnen her denken“ bedeutet auch: weg von einer Haltung, in der die Kirche beurteilt, „ob ein Leben gelungen oder gescheitert ist“. Wir achten die persönliche Freiheit, die jede und jeder hat. Wir kennen die Schattenseiten von Vereinzelung und das Gefühl, in einer Ellbogengesellschaft abgehängt zu werden.

(19) Vom Einzelnen her denken:

  • Was gibt dem heutigen Menschen Hoffnung?
  • Woran freut er sich und was macht ihm Angst?
  • Welche Fragen beschäftigen ihn und woran leidet er?
  • Wo entdecken wir in seinem Leben die Frohe Botschaft?

Leitsatz 4: Wir nehmen Vielfalt als Gottes Geschenk an

Wir glauben, dass Gott uns Menschen einzigartig geschaffen hat (vgl. Gen 2). Darum sind wir Menschen auch verschieden und mit vielfältigen Fähigkeiten und Talenten beschenkt. Gerade in den unterschiedlichen Gesichtern der Menschen spiegelt sich etwas vom Reichtum Gottes.

Vielfalt annehmen bedeutet deswegen für uns, Barrieren abzubauen, damit allen Menschen Teilhabe und Teilgabe ermöglicht wird, denn wir gehören zusammen. Dies ist uns tägliche Herausforderung.

So unterschiedlich wir sind, so unterschiedlich entdecken, leben und teilen wir auch unseren Glauben in den verschiedenen Lebensbereichen. Wir leben als Christen in einer pluralen Gesellschaft.

Wir sind bereit, in dieser Gesellschaft respektvoll unsere Hoffnung zu bezeugen und mit ihr in den Dialog zu treten. Dabei blicken wir besonders auf die Menschen, die verletzt, traurig, allein, verzweifelt oder in anderer Weise herausgefordert sind und die Schutz und Begleitung brauchen.

Wir haben „den Mut, neue Orte von Kirche zu entwickeln und sich entwickeln zu lassen“.

Wir zeigen uns offen und dialogbereit gegenüber Menschen anderen Glaubens und respektieren sie. In der Begegnung mit Fremden und dem Fremden – an uns vertrauten wie an neu zu entdeckenden Orten – sehen wir die Chance, Eigenes zu hinterfragen und neu zu sehen.

Worin liegt für uns die Kraft eines glaubwürdigen christlichen Lebens inmitten einer vielfältigen Gesellschaft?

Ökumene gehört für uns Christen selbstverständlich zum Lebens- und Glaubensvollzug, was uns zu vielfältigen Formen der Zusammenarbeit motiviert.

  • Wie achten wir Familien und Einzelne mit ihren Lebensentwürfen in all ihrer Vielfalt?
  • Inwiefern entsprechen Form und Sprache unserer liturgischen Feiern und anderer Veranstaltungen den Menschen und den Situationen, um die es geht?
  • Was müssten wir verändern?
  • Wie können wir eine Kultur der Offenheit schaffen und stärker aus der Begegnung mit dem Fremden lernen?
  • Wie können wir verstärkt Ökumene leben und mit anderen religiösen Gemeinschaften zusammenarbeiten?
  • Was braucht es, um den interreligiösen Dialog zu begleiten und zu stärken?

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Das „Rahmenleitbild“ wird die Arbeit in der fusionierten Pfarrei und im Pastoralen Raum wesentlich prägen. In den kommenden Wochen können Sie mehr über das „Rahmenleitbild“ lesen.

Mehr Informationen über das ganze „Rahmenleitbild“  finden Sie hier auf der Seite des Bistums Trier