ökumenischer Kreuzweg der Jugend 2024
Gegenüber der Hunsrückhalle verschafft sich der Rapper Azad mit „ich glaub an Dich“ Gehör. Nicht live, nur aus der Konserve beschallt der Soundtrack der Serie Prison Break den Platz.
Gemeinsam mit dem deutschen Popsänger Adel Tawil hatte er den interessanten Song geschaffen, den die Jugendlichen zum Auftakt des ökumenischen Jugendkreuzweges ausgewählt hatten.
Der Besucher konnte sich fragen, beziehen die Jugendlichen die Textzeilen auf ihre eigene Situation, ihre Freundschaften oder auf die Leidenssituation Jesu. Die deutsche Version von Azad und Tawil aus 2007 ist lange vor ihrer Geburt entstanden, doch ist der Sound noch modern genug, um die Jugendlichen anzusprechen. Während des gesamten Jugendkreuzweges geht es um die Frage der Sichtweise. Der POV, der Point of view, ist gefragt. Einerseits sollen sich die Jugendlichen in die Situation von Jesus hineinversetzen, aber auch ihre Sichtweise einbringen können, sich auszudrücken, was ihnen wichtig ist. Etwas, das ihnen zunehmend schwerer fällt: Die eigene Haltung zu entwickeln, zu beschreiben und darzustellen. Eng angelehnt an das Vorbereitungsheft sind die Stationen gestaltet.
So griff die erste Station der ev. Jugend Rheinböllen die Situation an Schulen auf, wie wenig gelobt und anerkannt wird, was wir tun. Eine Lobdusche am letzten Schultag, bei der auch Erwachsene gelobt werden, entstandt. Das Durchlaufen der Dusche war von Klatschen und Komplimenten begleitet. Doch das fiel auch den durchführenden Jugendlichen gar nicht so leicht. Beide Seiten taten sich schwer, die die Jubeln und loben wollten, wie auch denjenigen, die bejubelt werden sollten. Ein interessantes, vielleicht auch „cringes“ Erleben, wie es ein Jugendlicher formuliert, gerade in den Zeiten, wo Menschen und Dinge einen Hype erleben und dann rasch fallen gelassen werden.
Vor dem Amtsgericht folgte die zweite Station der freien ev. Jugend Kirchberg. Sie startete mit einem Verlauf in einem Klassenchat. Die Jugendlichen stellten sich die Fragen, muss ich reagieren- kann ich mich raushalten- bin ich verantwortlich, was nun passiert? Auf der anderen Seite die Jugendlichen, die diesem Chatverlauf ausgeliefert sind, nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.
Der Weg zum Schloss führte über den Brühlplatz durch die Unterführung im ehemaligen Kulturamt. Er führte vorbei an einem jugendlichen Bettler, den kaum einer zur Kenntnis zu nehmen schien. Keiner griff ein, handelte, spendete. Es war ein Jugendlicher aus der katholischen Jugend Rheinböllen. Was hindert uns, ins Handeln zu kommen? Was denken die Menschen, die einfach nur zuschauen? Warum lassen wir zu, dass ein Mensch „ein Witz auf Repeat“ wird. Sie wählten dazu den Sound von „Pflaster“, einem Song von Ich & Ich. Sie irritierten mit ihrer Station vor dem Schloss die vornehmen Besucher des Schlosskonzertes an diesem Abend. Wovon sich aber zwei Damen sehr freuten, dass der ökumenische Jugendkreuzweg noch immer und wieder in Simmern vor aller Augen stattfindet.
Durch die Fußgängerzone führte es die Jugendlichen zur Stefanskirche, wo die ev. Jugend Simmern die von den Jugendlichen sehr positiv bewertete Station vorbereitet hatte. Sie waren wie alle anderen vor ihrem Einsatz spürbar aufgeregt. Eine kleine Demonstration, einen Protest zu inszenieren, ist auch nicht so einfach. Es kostet Mut, sich mit Rufen einzusetzen, Position zu beziehen und diese zu halten. In Zeiten vieler Katastrophen und Kriege weiß man kaum noch, was gerade Prioriät haben soll. „Du bleibst laut und schreist nein.“ - für was. Zwei Themen sollten sich die Teilnehmenden auswählen und werten, was aktuell für sie die höchste Priorität hat und wofür sie sich einsetzen wollen. Dabei standen der Frieden, der Schutz der Natur, gleiche Rechte für alle Menschen, Toleranz und Zivilcourage und mehr Demokratie zu wagen zur Auswahl. Mit zwei Punkten konnten die Themen auf den Plakaten bewertet werden. Der Frieden und der Schutz der Natur erhielten die höchste Bewertung. Die Simmerner Innenstadt sieht an einem Abend selten so viele friedliche aktive Jugendliche, wie bei dem gut besuchten Jugendkreuzweg.
Die nächste Station führte sie in die Oberstraße vor die Kreativräume der freien ev. Jugend Simmern. Dort befassten sie sich mit den eigenen Schmerzen, dem Leid, das sie empfinden, erfahren haben oder bei anderen wahrnehmen. Zum Abschluss führte ihr Weg sie in die Josefskirche. Dort erwartete sie eine Pinnwand mit Platz für die eigenen Gedanken, auch den unangenehmen, die man loslassen möchte. Zuvor befassten sie sich mit dem Sterben Jesu am Kreuz. Dazu nagelten sie seine letzten Worte ans Kreuz während sie berühmte letzte Worte von Menschen, die etwas vollbracht, erfunden, bewegt haben in ihrem Leben, vorstellten.
Die letzte Station bot den Ausblick auf die Botschaft der Osternacht, die Freude über die Auferstehung und was sich bewegen lässt. Sie endete mit dem eigenen Lied „Ich glaub an Dich“ . Das wiederholte sich zu jeder Station und wurde von der „neuen Band“ von crossport to heaven gespielt. Es war ihr erster eigenverantwortlicher Auftritt. Wolfgang Jöst dankte für die bunte Mischung an Beiträgen zu den Stationen und dass aus den verschiedenen Regionen Jugendliche zusammen kamen.
Traditionell schloss der Jugendkreuzweg mit der Einladung zur Begegnung, die durch die freundliche Untersützung der Bäckerei Dhein möglich gemacht wurde und der gemeinsamen Kollekte. Sie kommt der Schule Talitha Kumi zu Gute. Harald Kosub berichtete, dass beim letzten Mal 231 € zusammen kamen. Die detusche Schule, vor mehr als 150 Jahren gegründet als Kinderheim für arabische Mödchen, in Beit Jala bei Bethlehem ,wird seit Jahrzehnten unterstützt. Rund 1000 Schüler christlichen und muslimischen Glaubens besuchen die Schule. Schulleiter Matthias Wolf steht in Kontakt mit dem ehem. Schulpfarrer Harald Kosub.