"Wir dürfen Hoffnung haben"
Weihbischof Robert Brahm feierte mit über 150 Gläubigen Lichterprozession zur Waldkapelle Kisselbach.
Kisselbach: Ob tief gläubig oder nicht. Menschen brauchen Orte, wo sie ihre Sorgen und Ängste, aber auch ihre Hoffnung hintragen können. Das beweisen die vielen brennenden Kerzen an der kleinen Waldkapelle in Kisselbach. Vor 70 Jahren im Jahr 1954 wurde sie errichtet. Seit dieser Zeit lockt der Ort, der Maria, als der Königin des Friedens geweiht wurde, zahlreiche Gläubige an jedem 13. der Monate Mai bis Oktober an, die mit Kerzen und Gebeten dorthin pilgern. Am vergangenen Sonntag reihte sich auch Weihbischof Brahm in die Reihen der zahlreichen Gläubigen ein, um für den Frieden zu beten.
Traditionell beginnt diese Lichterprozession zunächst in der Kirche St. Apollonia mit einer Heiligen Messe. Zu Beginn des Gottesdienstes intonierte Toni Schicke aus Karbach mit seiner Trompete das Ave de Fatima, das auch als Fatima-Hymne bekannt ist. Dieses Lied wird oft zu Ehren „Unserer Lieben Frau von Fátima“ gesungen, einem katholischen Ehrentitel für Maria, der Mutter Jesu. Dieses Lied basiert auf den Marienerscheinungen von 1917 im portugiesischen Fatima. Maria, soll dort drei Hirtenkindern erschienen sein.
Nach dem Trompetenvorspiel zogen die Zelebranten mit einem großen Einzug in die vollbesetzte Kisselbacher Kirche ein, angeführt von der kleinen Messdienerin Emma Hennenhöfer, die erst vor wenigen Tagen in ihrer Aufgabe als Ministrantin eingeführt wurde. Unterstützt in ihrem Dienst wurde sie dabei von ihrem Großvater Lothar Schorn, der ebenfalls als Messdiener fungierte. Weitere Konzelebranten, neben Weihbischof Robert Brahm aus Trier, waren Pater Varun Raj Pushparaj aus Simmern, Pater Stanley aus Kastellaun und Pater Jayababu aus Boppard. Alle drei Geistliche gehören der Ordensgemeinschaft der Herold of Good News an, die seit einiger Zeit die priesterliche Seelsorge in der Region verstärken. Bernd Loch aus Simmern gab mit seinem Orgelspiel, die passende musikalische Untermalung für diesen feierlichen Gottesdienst.
Nach der Heiligen Messe pilgerten die Gläubigen den ca. 1,5 km langen Weg mit Kerzen und Gebeten zum eigentlichen Ziel, der mitten im Kisselbacher Wald gelegenen kleinen Fatima-Kapelle. Da es um diese Jahreszeit schon sehr früh dunkel war, verliehen die vielen brennenden Kerzen in den Händen der Pilger, der Prozession eine warmherzige, feierliche Atmosphäre.
An der Waldkapelle angekommen hielt Weihbischof Robert Brahm seine Predigt. Er erzählte, dass die Menschen vor 60 Jahren in Polen, die damals unter einer kommunistischen Diktatur zu leiden hatten, anlässlich des 1000jährigen Jubiläums von Polen sich an einer großen Wallfahrt beteiligt haben. Damals führten Sie ein Marienbild aus Tschenstochau, einem ebenfalls bekannten Marienwallfahrtsort in Polen, bei ihren Pilgerzügen mit. Den kommunistischen Machthabern war dies natürlich ein Dorn im Auge und so konfiszierten sie dieses Bild. Doch die Menschen machten weiter. Statt dem Marienbild trugen sie einen leeren Rahmen vor sich her. So war diese große Wallfahrt gleichzeitig Protest aber auch ein Zeichen der Hoffnung für die Menschen.
Als dann 1990 nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks Papst Johannes Paul zu einem Staatsbesuch nach Prag kam und er dort dem Widerstandskämpfer und damaligen Präsident Vaclav Havel begegnete, sagte Havel zu dem Papst: „Das Sie heute hier sind, ist ein Wunder.“ Mit dieser Erzählung nahm Weibischof Brahm auch Bezug auf die heutige Situation: „Auch heute sehen wir zahlreiche Konflikte. Wir haben Angst unter die Räder zu kommen, denken wir dabei insbesondere an den Krieg in der Ukraine. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Die Menschen in Polen hätten sich auch nicht erträumt, irgendwann in Freiheit zu leben. Ja, wir dürfen Hoffnung haben“, rief Brahm den Gläubigen zu.
André Korbion für langjährigen Dienst geehrt
Musikalisch mitgestaltet wurde dieser Teil der Lichterprozession durch die Chorgemeinschaft Stromberg-Kisselbach unter der Leitung von Dietmar Göhring. Ehe sich die Prozession wieder auf den Rückweg machte, bedankte sich der Weihbischof noch bei den Organisatoren für die jahrelange Durchführung der Lichterprozessionen. Einen besonderen Dank erhielt Andrè Korbion aus Kisselbach, der achtzehn Jahre den Lautsprecher auf dem Prozessionsweg getragen hatte und damit dafür sorgte, dass die große Pilgerschar akustisch alles gut verstehen konnte. Aus zeitlichen Gründen, Korbion ist auch als Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Kisselbach und im Gemeinderat aktiv, kann er diesen Dienst nicht mehr übernehmen.
Der Schlusspunkt einer jeglichen Lichterprozession ist der sakramentale Segen, einem besonderen feierlichen Segen der wieder in der Kirche St. Apollonia in Kisselbach gespendet wurde. So endete die Wallfahrtssaison in Kisselbach für dieses Jahr, ehe sie dann wieder am 01. Mai 2025 zur Eröffnung des Marienmonats Mai mit einer Messe wieder an der Waldkapelle Kisselbach beginnen wird.
Mehr Infos zu den Lichterprozessionen gibt es bei Lucia Schorn (06766/408) und auf der Homepage der Pfarrei Simmern-Rheinböllen St. Lydia unter www.st.lydia.de