Es war für die Katholiken von Kisselbach und der umliegenden Dörfer eine große Genugtuung als Pfarrer Philipp Hoffmann sich entschloss in Kisselbach eine neue Kirche zu bauen. Im Jahre 1907 war er als Pastor nach Rayerschied gekommen. Er übernahm die Sorgen und Mühen, die mit einem Kirchbau verbunden sind, ihm haben die dortigen Katholiken viel zu verdanken.
Die Finanzierung des Vorhabens bereitete große Schwierigkeiten, denn die finanziellen Möglichkeiten der dortigen Einwohner waren gering.
Bereits im Jahre 1901 war ein Kirchbauverein gegründet worden. Vorsitzender war der langjährige Lehrer Lorsbach. Sammler waren Jakob Rheingantz, Jakob Kasper, Josef Susenburger, Christoph Schmitt und Adam Strunk. Mit Pfennigen wurde der Baufonds zusammengebracht. Zweck des Vereins war es, wie die Statuten ausweisen, für den Bau der Kirche durch monatliche Beiträge ein Grundkapital zusammenzubringen.
Mitglied konnte jeder werden, der monatlich wenigstens 30 Pfennig zahlte, das Beitrittsgeld betrug eine Mark. Auf der Generalversammlung am 13.02.1910 beschloss man eine letzte große Anstrengung. Der Baufonds betrug damals 13.500,00 Mark, bis Ende des Jahres 1912 sollten weitere 2.500,00 Mark aufgebracht werden.
Die große Hoffnung der Kirchengemeinde war eine Hauskollekte bei den Katholiken der Rheinprovinz. In dieser Weise war auch der Kirchbau in Rayerschied finanziert worden.
Der Oberpräsident der Rheinprovinz genehmigte am 18.07.1910 diese Kollekte, und die Bischöfliche Behörde hat die Kollekte wärmstens empfohlen.
Auch die einzelnen Bistümer der Rheinprovinz empfahlen die Sammlung.
Besonders eindrucksvoll war die Empfehlung, die Pastor Philipp Hoffmann seinen Sammlern mitgab. Er schreibt:
Herzliche Bitte - Katholische Glaubensgenossen!
Verhelft einer armen Diasporagemeinde des Hunsrücks zu einer neuen Kirche. Kisselbach, eine mit Einschluss der umliegenden Filialen rund 600 Seelen zählende Gemeinde besitzt eine im 17. Jahrhundert erbaute Kapelle, die viel zu klein und äußerst baufällig ist. In der Zeit von Oktober bis Mai rinnt die Nässe in förmlichen Bächen die Wände herunter, Altar und Tabernakel sind stets feucht, so dass das Gotteshaus seiner Bestimmung unwürdig erscheint. So steht die Gemeinde vor der dringenden Notwendigkeit eines Neubaus.
Der bereits vor acht Jahren gegründete Kirchenbauverein hat sein Möglichstes getan; aber wenn sich die Kleinbauern und Fabrikarbeiter, aus denen die katholische Bevölkerung von Kisselbach besteht, freudig alle Monate ihren Beitrag leisten, so ist es doch unmöglich, ohne fremde Hilfe zum Ziele zu gelangen.
Überdies ist die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gemeinde auf das äußerste angespannt.
Kisselbach ist mit Prozent Gemeindeumlagen auf Einkommens-, Grund- und Gebäudesteuer und mit 70 Prozent Kirchenumlagen auf dieselben Steuerarten belastet.
Wir sind daher gezwungen, uns an die Mildtätigkeit edler Wohltäter zu wenden mit der herzlichen Bitte: Schenken Sie uns einen Baustein zu einem einfachen Gotteshaus in unserer Diasporagemeinde. Mit dankbarsten Herzen nehmen wir jede Gabe- auch in Briefmarken an. Aller Wohltäter wird jeden Sonn- und Feiertag in der heiligen Messe gedacht.
Schon im Voraus herzlichstes Vergelt´s Gott!
gez. Philipp Hoffmann, Pfarrer
Die von Herrn Pfarrer Hoffmann, Höchwürden in Rayerschied vorgetragene Bitte empfehlen wir zur wohlgeneigten Berüchsichtigung.
Trier, den 24. Juni 1909
Bischöfliches Generalvikariat
gez.Reuß
Als Sammler wurden mit amtlicher Genehmigung beauftragt aus Kisselbach 16 Männer, aus Riegenroth ein Mann, aus Rayerschied drei Männer, aus Benzweiler drei Männer, aus Pleizenhausen fünf Männer.
Auch der Pastor hat sich persönlich an der Sammlung beteiligt. Man rechnete bei der Sammlung mit einem Ergebnis von 30.000,00 Mark. Das Ziel wurde nicht ganz erreicht, mit dem tatsächlichen Ergebnis von 23.000,00 Mark konnte man dennoch zufrieden sein.
Von Bedeutung für den Kirchbau war die Hilfe des Bonifatiusvereins. Der Generalvorstand in Paderborn spendete zusammen mit den Zweigvereinen Trier, Münster und Köln den Gesamtbetrag von 7.500,00 Mark.
Die Bischöfliche Behörde in Trier gab zum Kirchbau einen einmaligen Betrag von 2.000,00 Mark.
An Einzelspenden für die Kirche seien genannt:
Dechant Sellen, Rheinböllen 500,00 Mark; ferner Frau Len aus Düsseldorf mit einer testamentarischen Zuwendung von 500,00 Mark. Schließlich versprachen Frau I. Dhein und ihre Töchter aus Krefeld in Gedenken an den verstorbenen Mann und Vater, die Kommunionbank zu stiften.
Wer kennt die vielen ungenannten Spender, die mit kleinen oder größeren Summen zum Bau der Kirche beigetragen haben. Die bisherigen Angaben sollen erläutern, wie mühsam das Geld für den Kirchbau zusammengebracht wurde.
Am 13.06.1910 konnte folgende Übersicht über die Aufbringung der Kosten erstellt werden:
Baufonds |
13.500,00 Mark |
Bischöfliche Spende |
2.000,00 Mark |
Spende von Dechant Seelen (Rheinböllen) |
500,00 Mark |
Kirchbauverein von Kisselbach |
2.500,00 Mark |
Hand- und Spanndienste im Werte von |
1.000,00 Mark |
Bonifatiusverein |
7.500,00 Mark |
Ertrag der Sammlung in der Rheinprovinz |
23.000,00 Mark |
Summe |
50.000,00 Mark |
Über den Bauplatz, auf dem die neue Kirche errichtet werden sollte, war man sich nicht einig. Die Einwohner von Kisselbach diesseits bevorzugten das Gelände der alten Kirche.
Zwei Gutachten über den Baugrund wurden erstellt, die beide zum gleichen Resultat kamen. Bis vier Meter könnte kein fester Boden festgestellt werden.
Mit Sicherheit sei zu erwarten, dass auch in größerer Tiefe ein traffähiges Fundament nicht zu finden sei.
Nach Aussagen einiger Ortseinwohner sei die alte Kirche auf einem Pfahlrost gegründet worden. Es müsste demnach ein künstliches Fundament gelegt werden, dass die Kosten für einen anderen Bauplatz weit übersteigt. Es könne nur dringend geraten werden, von der Benutzung des alten Kirchplatzes abzusehen.
Der Kirchenvorstand und auch die Bischöfliche Behörde schlossen sich dieser Meinung an.
Pastor Hoffmann schlug vor, wenn sich kein anderer Bauplatz auf dem Wiesengelände oberhalb der Kirche fände, das Gelände Flur 9 Nr. 1144/472 467 Gemeinde Kisselbach jenseits "Auf dem Vorgelsang" als Bauplatz zu verwenden. So geschah es dann auch.
Architekt Ernst Brand aus Trier entwarf einen Bauplan für die Kirche. Dieser Plan fand am 12.06.1910 die Genehmigung des Kirchenvorstandes und am 28.06.1910 mit einigen Abänderung die Zustimmung der Bischöflichen Behörde.
Der Plan wurde von der Kreisbehörde geprüft, und diese erteilt die endgültige Bauerlaubnis am 14.12.1910.
Der Kirchenvorstand schloss einen Vertrag mit Architekt Brand über Vorarbeiten, Bauaufsicht und Besuch der Baustelle.
Mit der Ausführung des Vorhabens konnte nun begonnen werden.